"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Dienstag, 8. Oktober 2013

Kickstart Poe !

Stuart Gordon ist nicht unbedingt für feinsinnigen oder zurückhaltend inszenierten Horror bekannt. Was nicht als Kritik gemeint ist. Persönlich bin ich zwar kein großer Fan von Gore und Splatter, aber Re-Animator (1985) ist ein wirklich wundervoll grotesker Film, der meiner Meinung nach völlig zurecht als Klassiker gilt. From Beyond (1986) kenne ich nicht aus eigener Anschauung, aber sowohl Castle Freak (1995) als auch Dagon (2001) besitzen ihre Momente. Wer etwas gegen die drastische Darstellung verstümmelter oder mutierter Körper hat, wird freilich an keinem von ihnen seine Freude haben.
Dass Mr Gordon auch ganz anders kann, hat er spätestens 2007 mit The Black Cat bewiesen, seinem Beitrag zur zweiten Staffel von Mick Garris' TV-Serie Masters of Horror, zu der neben ihm solch bekannte Regisseure wie Dario Argento, John Carpenter, Joe Dante und John Landis jeweils einstündige Filme beisteuerten. Auf erstaunlich feinfühlige Weise verknüpft er darin einige der traurigen Züge des Lebens von Edgar Allan Poe – Armut, Alkoholismus und die zu einem tragischen Ende verurteilte Ehe mit seiner Cousine Virginia – mit dem unirdischen Grauen der schwarzen Katze aus der berühmten Geschichte des Dichters. Wer Gordon nur als Meister von Gore und Body Horror kennt, wird erstaunt sein, wie einfühlsam und zurückhaltend der Filmemacher seine Geschichte erzählt. The Black Cat ist ein echtes Juwel des intelligenten Horrors. Neben Elyse Levesque als Virginia brilliert darin vor allem der grandiose Jeffrey Combs als Poe.
Gordon und Combs verbindet eine langjährige Freundschaft. In der Rolle des "Wiedererweckers" Herbert West hatte der Schauspieler schon bei Re-Animator viel zum Charme des Filmes beigetragen. Später hatte er u.a. in From Beyond, The Pit and the Pendulum (1990) und Castle Freak mitgewirkt. Filmerisch gab es nach 2007 keine weitere Zusammenarbeit mehr. Dafür stellten die beiden 2009 gemeinsam ein Bühnenprogramm mit dem Titel Nevermore: An Evening with Edgar Allan Poe auf die Beine, in dem Combs erneut in die Rolle des Meisters des Makabren schlüpfte. Mit Hilfe von Kickstarter soll dieses nun in einen Film verwandelt werden:


NEVERMORE is set in 1848, a year after the death of Poe's beloved wife Virginia (and a year before his own.) He had become internationally famous as the author of "The Raven" and his "Tales of the Grotesque and Arabesque". But his fame did not provide fortune and so he was constantly seeking financial security and respect from the literary establishment.
This is Poe in his own words. Our text is taken from his letters and essays and we have based our evening on reviews and reports of his actual appearances. Our goal is to present a sense of the fascinating man behind the poetry and brilliant tales, a man who could be his own worst enemy, and whose life was even more bizarre and tragic than his strangest story.
The film will expand on the stage play by dramatizing some of Poe's most famous works, including "The Raven", "The Tell Tale Heart" and "Annabel Lee".
Das klingt so, als könnten Gordon und Combs in Nevermore auf ähnlich faszinierende Weise Leben und Werk Edgar Allan Poes miteinander verknüpfen wie in The Black Cat. Wie groß die Chance ist, dass sie das dafür nötige Kapital zusammenbringen, kann ich nicht einschätzen. Aber es wäre wunderbar, wenn es ihnen gelänge. Stuart Gordon hat vollkommen recht: "It's about time for a serious movie about Poe."

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