"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Freitag, 13. Juli 2012

Der Scharlatan von Oz

Sam Raimi hat kürzlich auf der Comic-Con in San Diego den Trailer für seinen neuen Film Oz The Great and Powerful vorgestellt, der im März 2013 anlaufen soll.


Für viele Amerikanerinnen & Amerikaner ist das Märchenland Oz ja so etwas wie ein nationales Kulturerbe, wenn nicht gar ein magisches Stück eigener Kindheit – sei es in Gestalt der Bücher von L. Frank Baum oder des Musicalfilms aus dem Jahre 1939. Mir ist es unmöglich, mich in diese Perspektive hineinzuversetzen, denn den Filmklasiker habe ich nie gesehen und von den zahllosen Büchern kenne ich nur The Wonderful Wizard of Oz. Meine Gedanken zu dieser neuesten Adaption der Mythologie sind darum eher schlecht fundiert. Was mir allerdings an Baums Kinderbuchklassiker von 1900 besonders gut gefallen hat, ist die Szene, in der der 'mächtige Zauberer', der Dorothy und ihre Freunde auf ihre Queste geschickt hat, als ordinärer Scharlatan entlarvt wird. Diese großartige Wende wirkt auf mich wie eine um Jahrzehnte vorweg genommene Parodie auf all die 'weisen alten Männer' und Autoritätspersonen der Fantasy – von Gandalf dem Grauen bis Obiwan Kenobi. Und da Sam Raimi meines Erachtens nicht der übelste Filmemacher ist, könnte dieser Streifen durchaus Potential besitzen. Die Plot-Zusammenfassung klingt allerdings weniger berauschend:

"When Oscar Diggs (James Franco), a small-time circus magician with dubious ethics, is hurled away from dusty Kansas to the vibrant Land of Oz, he thinks he's hit the jackpot – fame and fortune are his for the taking – that is until he meets three witches, Theodora (Mila Kunis), Evanora (Rachel Weisz) and Glinda (Michelle Williams), who are not convinced he is the great wizard everyone's been expecting. Reluctantly drawn into the epic problems facing the Land of Oz and its inhabitants, Oscar must find out who is good and who is evil before it is too late. Putting his magical arts to use through illusion, ingenuity – and even a bit of wizardry – Oscar transforms himself not only into the great and powerful Wizard of Oz but into a better man as well."

Mir ist durchaus bewusst, dass auch Baum den Zauberer in späteren Büchern als eine eher sympathische Figur dargestellt hat. Aber die Geschichte von dem Jahrmarktskünstler und Trickbetrüger, der sich den Weg auf den Thron eines Wunderreiches ergaunert, enthält so viele subversive Möglichkeiten! – Es wäre einfach zu schade, wenn dabei am Ende nur die x-te Variante der konventionellen Story vom Kampf gegen das Böse und vom Lernen der eigenen Verantwortung rauskommen würde. Soll ich die Hoffnung jetzt schon aufgeben?

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